Polen, Aus-Wisch 20.5.1943
Lieber Großmutter,
ich muss dir etwas erzählen, ich habe einen neuen Freund in
Aus-Wisch gefunden, sein Name ist Schmuel. Wir sind uns ganz schön ähnlich, wir
sind sogar am selben Tag geboren. Dass wir Freunde sind habe ich aber noch
keinem gesagt, da mein neuer Freund auf der anderen Seite des Zauns lebt und
ich Angst habe, dass Schmuel Ärger bekommt, wenn ich jemanden erzähle, dass er
mein Freund ist. Du wirst es auch keinem erzählen, dass Schmuel mein Freund ist,
oder Großmutter? Ohne ihn würde ich mich in Aus-Wisch zu Tode langweilen.
Unsere Freundschaft begann, als ich am Zaun geforscht habe. Du weißt ja, ich
will Forscher werden. Da muss man klein anfangen. Er saß alleine im Schneidersitz
auf der anderen Seite des Zauns, weit weg von all den anderen Menschen und
Soldaten, die ich immer noch gruselig finde. Schon ganz am Anfang unserer Freundschaft
verstanden wir uns sehr gut, so dass wir gute Freunde geworden sind. Wir reden
oft übereinander was wir erlebt hatte und was wir in Zukunft machen wollen. Oft
erzählte er mir von seiner abenteuerlichen und gleichzeitig traurigen Reise
nach Aus-Wisch, die mir auch so in der Art widerfahren ist. Ich verstehe mich
mit ihm noch besser als mit mit Karl, Daniel und Martin. Und Schmuel findet das
genauso, wir sind beste Freunde und ich hoffe, dass er mich mal in unserem Haus
in Berlin besuchen kann, damit du ihn auch kennen lernen kannst. Du würdest
dich auch gut mit ihm verstehen. Eine Sache verstehe ich aber immer noch nicht:
Warum trägt auch Schmuel so einen gestreiften Pyjama? Vielleicht weißt du ja die
Lösung.
Liebe Grüße dein Bruno
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